Test des SMC PENTAX-DA* 1:1.4 55mm und Vergleich mit einigen PENTAX-50mm-Objektiven

Vorgeschichte:

Dank Pentax-Hamburg stand mir das SMC PENTAX-DA* 1:1.4 55mm SDM im April und im Juli jeweils für ein Wochenende zur Verfügung. Leider hatte ich als Familienvater an den beiden Wochenenden und auch in der Zeit seither nur relativ wenig Zeit, um mich mit dem Objektiv zu beschäftigen und es mit den Pentax-50mm-Objektiven, welche ich besitze (K50/1.4, M50/1.7, A50/1.2, A50/1.7 und A50/2.8 Macro) zu vergleichen. Doch über das, was ich getestet, beobachtet und verglichen habe, möchte ich nun - es ist inzwischen Herbst geworden - endlich berichten. Dabei könnte man bedauern, dass ich für den Vergleich kein F/FA50/1.4 oder F/FA50/1.7 hatte, jedoch ist das A50/1.7 mit dem F/FA50/1.7 optisch identisch, was diesen Mangel halbiert.

Technische Daten und Ausstattung:

Das DA*55/1.4 ist das einzige der getesteten Objektive mit automatischer Scharfstellung, jedoch funktioniert der Ultraschall-AF-Motor nur an den digitalen Spiegelreflexkameras von Pentax und Samsung, welche seit 2007 (d.h. ab der K100D Super) gebaut wurden und werden. Gleichzeitig ist das DA*55/1.4 das mit Abstand größte der betrachteten Objektive, es mehr als 2 cm länger als das A50/1.2 und sogar mehr als doppelt so lang wie die 50/1.7er. Das DA*55/1.4 erreicht beinahe die Ausmaße des A135/2.8 - montiert man die sehr große Gegenlichtblende, übertrifft es dieses Teleobjektiv sogar. Allerdings ändert sich beim DA*55/1.4 beim Fokussieren die Länge nicht, da die Optik innerhalb der äußeren Fassung nach vorne geschoben wird. Das DA*55/1.4 und das A50/1.7 sind die einzigen Objektive, bei denen reichlich Kunststoff verbaut ist. Einzig beim DA*55/1.4 wird die (hier sehr große) Gegenlichtblende mitgeliefert und per Bajonett angebracht. Zudem verfügt nur das DA*55/1.4 über die neueste Vergütungen inklusive der schmutzabweisenden SP-Vergütung der äußeren Linsenflächen. Beim DA*55/1.4 sowie beim A50/1.2 besteht die Blende aus 9 Lamellen, bei den anderen Objektiven aus 8 (K50/1.4) bzw. 6. Alle Objektive außer dem A50/2.8 Macro haben die Naheinstellgrenze 45cm, jedoch erzielt das DA*55/.4 damit aufgrund der um 10% längeren Brennweite einen etwas größeren Abbildungsmaßstab.

Tabelle mit den technischen Daten der getesteten Objektive:
ObjektivDA*55/1.4A50/1.2K50/1.4M50/1.7A50/1.7A50/2.8 Macro
Linsen/Gruppen:9/8 7/67/66/56/56/4
Äquivalentbrennweite84 mm77 mm77 mm77 mm77 mm77 mm
Fassung:KunststoffMetallMetallMetallMetall/KunststoffMetall
Länge x Druchmesser70,5 mm x 66 mm49 mm x 65 mm42 mm x 63 mm31 mm x 63 mm31 mm x 63 mm50 mm x 63 mm
Gewicht:375 Gramm345 Gramm265 Gramm185 Gramm165 Gramm220 Gramm
Filtergewinde:58 mm52 mm52 mm49 mm49 mm49 mm
Blendenring:-MetallMetallMetallKunststoffMetall
Entfernungsring:KunststoffMetallMetallMetallKunststoffMetall
Naheinstellgrenze:45 cm45 cm45 cm45 cm45 cm24 cm
maximale Vergrößerung:0,170,150,150,150,150,5
Blendenlamellen998666
Blendenautomatikjajaneinneinjaja
AFja (SDM, Quick-Shift)neinneinneinneinnein
SonstigesSP-Vergütung
Geli mitgeliefert
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Anfassen:

Aufgrund der verschiedenen Größen und Gewichte liegen die verschiedenen Objektive natürlich sehr verschieden in der Hand. Wem in dieser Hinsicht was besser gefällt, ist Geschmackssache. Das A50/1.2 hat deutlich die größte Dichte (Masse/Volumen) und wirkt insofern gewichtiger als die Anderen. Zudem ist hier sowie bei den Objektiven K50/1.4, M50/1.7 und A50/2.8 Macro die Fassung komplett aus Metall, so wie ich es mag. Alle Objektiv lassen sich sehr gut und mit viel Spaß von Hand fokussieren, wobei das K50/1.4 ("butterweich") noch ein bisschen herausragt, während das DA*55/1.4 etwas abfällt, da die Kopplung zwischen dem Fokusring und der Bewegung der Optik hier wenig direkt ist. Bei den Blendenringen gefällt einzig der des A50/1.7 nicht: Er ist recht hakelig.

Optischer Aufbau:

Das DA*55/1.4 weist 9 Linsen in 8 Gruppen auf - mithin zwei Linsen mehr als das A50/1.2 oder das K50/1.4, und sogar drei Linsen mehr als die 50/1.7er. Vergleicht man die Linsenschnitte der Objektive, so fällt auf, dass der Linsenschnitt des DA*55/1.4 dem Linsenschnitt des A50/1.2 sehr ähnelt. Hauptunterschiede sind die beiden zusätzlichen, nur schwach gekrümmten Linsen - je eine Fläche scheint sogar plan zu sein - direkt hinter der Blende sowie als neue Hinterlinse. Offenbar dienen diese beiden Linsen einfach der verbesserten Korrektur, vermutlich besonders von Lichtstrahlen bzw. Bildteilen abseits der optischen Achse.

Linsenschnitte der getesteten Objektive:

Linsenschnitte

Zum Testverfahren:

Bei früheren Objektivtests (z.B. FA77/1.8 + DA70/2.4) habe ich wesentlich auch auf Testtafelaufnahmen gesetzt, so wie es ja fast alle machen, von ColorFoto bis dpreview. Dieses mal habe ich mich aus den folgenden Gründen dagegen entschieden:

  • Es ist bei Testtafelaufnahemn extrem schwierig, exaktes Fokussieren sicher zu gewährleisten. Keinesfalls darf man sich auf den Autofokus verlassen. Eine fein abgestufte manuelle Fokusreihe durchzuführen ist eine halbwegs sichere aber sehr aufwändige und daher selten verwendete Methode.
  • Testtafel und Kamerasensor müssen exakt parallel zueinander ausgerichtet werden, was gleichfalls schwer zu garantieren ist.
  • Testtafelaufnahmen bei offener Blende haben geringe praktische Relevanz: Schließlich handelt es sich beim Ablichten von Testtafeln um Reproduktionsaufnahmen; diese führt man normalerweise bei kleiner Blende durch.
  • Testtafelaufnahmen verraten wenig bis nichts über die Abbildung von dreidimensionalen Objekten, welche in der Praxis dominieren.

    Überspitzt gesagt: Testtafelaufnahmen sind irrelevant ;-)

    Am liebsten fotografiere ich Menschen, was aber gerade bei vergleichenenden Aufnahmen deren und meine Geduld sehr strapazieren würde. Für die folgenden Aufnahmen habe ich mich daher auf geduldigere Objekte beschränkt. Die Fotografien entstanden allesamt mit der PENTAX K20D und wurden stets bei ISO100 und mit JPEG****, d.h. in der geringsten JPEG-Kompressionsstufe abgelichtet.

  • Abbildungseigenschaften:

    Mit den leicht unterschiedlichen Brennweiten bzw. Anfangsöffnungen der verfügbaren Objektive ergeben sich enstprechend verschiedene Bildergebnisse. Für einen Eindruck davon zeige ich hier Fotografien, welche mit den vier Objektiven DA*55/1.4, A50/1.2, A50/1.7 und A50/2.8 Macro jeweils bei Offenblende freihand aber vom gleichen Standpunkt aus und vom selben Objekt erzielt wurden:

    DA*55/1.4 @ f1,4A50/1.2 @ f1,2A50/1.7 @ f1,7A50/2.8 Macro @ f2,8
    Erstens ist festzustellen, dass alle getesteten Objektive bei Offenblende Bilder mit einem guten Gesamteindruck, schönen Farben und gutem Gesamtkontrast erzeugen. Zweitens erkennt man deutlich den Einfluss der Größe der Blende auf die Schärfentiefe, welche beim A50/2.8 natürlich mit Abstand am größten ist. Drittens gefällt mir die Widergabe der unscharfen Bildteile, das "Bokeh", bei allen vier Objektiven.

    Es folgen für das selbe Motiv 100%-Ausschnitte aus der Bildmitte bei verschiedenen Blenden zwischen 1,2 und 2,8. Die Aufnahme des DA*55/1.4 bei Blende 2 habe ich leider verwackelt und darum aussortiert. Wie schon gesagt wurden die Aufnahmen freihand vom ungefähr immer gleichen Standpunkt gemacht. Der Fokus lag daher nicht bei allen Aufnahmen auf der selben Stelle. Für den Vergleich wurden immer die am schärfsten abgebildeten Bildteile ausgeschnitten. Die Bildausschnitte unterschieden sich also leicht, was den Vergleich natürlich erschwert.

    Blütenvergleichsbilder
    Trotz der verschiedenen Bildausschnitte ist deutlich zu erkennen, dass das DA*55/1.4 bei Blende 1,4 deutlich klarer ("schärfer", "kontrastreicher") abbildet als das A50/1.2 bei Blende 1,2-2 und das A50/1.7 bei Blende 1,7-2. Bei Blende 2,8 gibt es dann aber nur noch geringe Unterschiede zwischen den Objektiven

    Hier ein weiteres, freihand fotografiertes Bildbeispiel bei Offenblende mit den Objektiven A50/1,2, DA*55/1.4, K50/1.4, M50/1.7 und A50/2.8 Macro jeweils bei Offenblende. Zuerst wird jeweils das gesamte Bild gezeigt, anschließend jeweils ein 100%-Ausschnitt aus der Bildmitte:
    A50/1.2 @f1,2A50/1.2 @f1,2
    DA*55/1.4 @f1,4DA*55/1.4 @f1,4
    K50/1.4 @ f1,4K50/1.4 @ f1,4
    M50/1.7 @ f1,7M50/1.7 @ f1,7
    A50/2.8 Macro @ f2,8A50/2.8 Macro @ f2,8
    Das Bild mit dem Makroobjektiv ist zwar reichlicher belichtet, weist aber dennoch den größten Mikrokontrast auf - wenig überraschend, da Offenblende hier Blende 2,8 bedeutet. Auf Platz 2 folgt jedoch schon das DA*55/1.4 mit einem für Blende 1,4 erstaunlich hohen Mikrokontrast. Im Hinblick auf die Widergabe unscharfer Bildbereiche ("Bokeh") finde ich die rechte obere Bildecke des ganzen Bildes aufschlussreich: Hier erscheint mir das Bokeh des DA*55/1.4 als deutlich weicher und gefälliger als bei den anderen Objektiven.

    Als nächstes habe ich ein für Objektivtests klassisches Objekt fotografiert: Eine Backsteinmauer. Man kann gegen das Fotografieren von Backsteinen die selben Argumente, welche ich oben aufgeführt habe, vorbringen. Damit die Aufnahmen größeren Nutzen haben, habe ich die Backsteine schräg fotografiert: So ist garantiert immer ein Bildteil scharf abgebildet, und es ist zusätzlich zu sehen, wie unscharf abgebildet Bildteile widergegeben werden. Die Aufnahmen erfolgten vom Stativ, und die Fokussierung ist für das selbe Objektiv für alle Blenden identisch. Leider verschwand nach der Durchführung der Aufnahmen mit dem DA*55/1.4 und A50/1.2 die Sonne hinter Wolken, deshalb erfolgt der Vergleich hier nur für diese beiden Objektive. Ich zeige zuerst das gesamte Bild (jeweils bei Blende 2). Anschließend sind für verschiedene Blenden 100%-Ausschnitte aus der Bildmitte sowie vom Bildrand zu sehen

    Überblick
    Gut zu erkennen ist der im Vergleich zum A50/1.2 etwas engere Bildwinkel des DA*55/1.4

    Backsteine - Bildmitte
    In der Bildmitte zeigt das A50/1.2 sogar bei offener Blende hohe Detailauflösung sowie relativ hohen Kontrast, der bis Blende 2,8 stetig auf ein dann sehr hohes Niveau ansteigt. Das DA*55/1.4 zeigt schon bei Blende 1,4 hohen Kontrast, der zwar ebenfalls bis Blende 2,8 noch weiter ansteigt, jedoch ist der Unterschied zwischen Blende 2,8 und Blende 1,4 wesentlich kleiner als beim A50/1.2, eben weil der Kontrast bei Blende 1,4 schon so hoch ist. Bei beiden Objektiven schön zu sehen ist die Zunahme der Schärfentiefe, welche beim A50/1.2 bei gleicher Blende aufgrund der kürzeren Brennweite merklich größer ist

    Backsteine - Bildrand oben
    Deutlicher sind die Unterschiede in der Abbildungsqualität am Bildrand - hier ist der obere Bildrand widergegeben. Das DA*55/1.4 zeigt auch am Bildrand schon bei offener Blende hohe Detailauflösung und hohen Kontrast. Detailauflösung und Kontrast steigen bis Blende 4 langsam und stetig auf dann sehr hohes Nivaeu an. Anders das A50/1.2: Bei offener Blende sowie bei Blende 1,4 ist die Abbildung am Bildrand kontrast- und detailarm. Dies kann nicht an der Bildfeldwölbung liegen: Da das Objekt von vorne nach hinten verläuft wird auf jeden Fall ein Teil des Objekts "scharf" abgebildet. Bei Abblenden auf Blende 2 und weiter auf Blende 2,8 steigen Auflösung und Kontrast des A50/1.2 jeweils sprunghaft an, und bei Blende 4 ist das DA*55/1.4 endlich eingeholt.

    Weitere Bildbeispiele für das DA*55/1.4:

    Schließlich zeige ich noch fünf praktisch unbearbeitete Bilder, welche mit dem DA*55/1.4 bei verschiedenen Blenden entstanden. Sie geben einen guten Gesamteindruck der - wie ich finde: sehr gefälligen - Bildergebnisse, insbesondere hinsichtlich Freistellung und Bokeh, welche sich mit dem DA*55/1.4 erzielen lassen. Vergleichsaufnahemn der selben Motive mit anderen Objektiven gibt es leider nicht.

    Blende 1,4
    Blende 1,4

    Blende 2,8
    Anna, Blende 2,8

    Blende 2,8
    Cristian, Blende 2,8

    Blende 4
    Alexander, Blende 4

    Blende 4
    Blende 4

    Zusammenfassung:

    Wer hohen Mikrokontrast und hohe Detailauflösung schon bei offener Blende will, und dies über das ganze Bildfeld, wer sich die dafür erforderliche exakte Fokussierung zutraut, wer es sich leisten kann (das Objektiv kostet derzeit in Deutschland 629 bis 769 Euro), und wem egal ist, ob die Fassung aus Metall oder hochwertigem Kunststoff ist, der greife zum DA*55/1.4. Bessere Abbildung mit 40 bis 60mm Brennweite bei Blende 1,4 gibt es nicht von Pentax und vermutlich auch von keinem anderen Hersteller. Auch in der Widergabe unscharfer Bildbereiche (Bokeh) gibt sich das DA*55/1.4 vorbildlich und lässt die anderen getesteten Objektive hinter sich - auch dank der im Vergleich zu 50mm-Objektiven um 10% längeren Brennweite. Ich persönlich schwanke noch immer und träume davon, dass Pentax irgendwann die Idee aufgreift, diese tolle Optik in eine "DFA-Limited"-Fassung zu stecken... So wie es jetzt ist, bleibe ich so wie die Mehrzahl der Pentax-Kunden bei den zahlreichen, preislich wesentlich günstigeren Alternativen des selben Herstellers: Egal ob es ein K/A50/1.2, ein K/M/A/F/FA50/1.4 oder ein M/A/F/FA50/1.7 ist: Alle liefern bei Offenblende in der Bildmitte durchaus ansehnliche Ergebnisse, und abgeblendet sind sie vom DA*55/1.4 nicht so leicht zu unterscheiden - und einen Blendenring haben Sie auch noch. Ohne den Blendenring kommt zwar meine Super A nicht aber meine LX mit dem DA*55/1.4 zurecht. Allerdings verfügt einzig das DA*55/1.4 über folgende moderne Ausstattung: Dichtungen gegen Staub und Regen, Quick-Shift, "Aero-Bright Coating", SP-Vergütung, Ultraschallantrieb, perfekte Gegenlichtblende. Genau das Richtige für Pentax-Fans, die weniger traditionell augfgestellt sind als ich.

    © Arnold Stark (2009)