Sind Zeitreisen in die Vergangenheit möglich?

Angeführt von Kip Thorne vertritt eine beträchtliche Zahl von Physikern die Ansicht, Reisen in die Vergangeheit seien im Rahmen der allgemeinen Relativitätstherorie nicht prinzipiell unmöglich. Dabei werden als Zeitmaschinen sogenannte Wurmlöcher, Verwandte der schwarzen Löcher, vorgeschlagen (siehe z.B. Everything you always wanted to know about Time Travel). Für den Fall, dass man in eine Zeitmaschine stiege, wäre es beruhigend zu wissen, dass die Vergangenheit durch die Zeitreise nicht geändert würde, sonst ließen sich Paradoxa erzeugen: Tötete man in der Vergangenheit die eigene Mutter als Kind, so könnte man die Zeitreise nie antreten und würde folglich die eigene Mutter doch nicht töten usw... . Für einen einfachen physikalischen Fall haben Igor Novikov und Mitarbeiter gezeigt, dass das Prinzip der kleinsten Wirkung derartige Paradoxa ausschließt, d.h. es würde das von Novikov geforderte Prinzip der Selbstkonsistenz gelten, (siehe " Time machines: the Principle of Self-Consistency as a consequence of the Principle of Minimal Action"). Wenn man also nach der Zeitreise ein Kind tötete, so würde sich immer herausstellen, dass es nicht die eigene Mutter ist.

Ich denke jedoch, dass die Möglichkeiten zur Reise in die Vergangenheit noch weit beschränkter sind: Dabei verstehe ich eine "Zeitreise in die Vergangenheit" so, dass eine solche Reise von einem bestimmten Zeitpunkt ausgeht und zu einem früheren Zeitpunkt im selben Universum führt (und nicht etwa in ein Paralleluniversum). Angenommen es gäbe eine "Zeitmaschine", mit der man in die Vergangenheit reisen könnte. Dann könnte ein Gegenstand, z.B. eine Uhr, eine Geschichte haben, die eine geschlossne Schleife bildet: Nach der Zeitreise läuft die Uhr solange ganz normal vorwärts, bis sie die Zeitreise macht, d.h. die Uhr existiert nur zwischen den Zeitpunkten von Anfang und Ende der Zeitreise, und dies genau einmal außerhalb der Zeitmaschine (in der normal vorwärts laufenden Zeit) sowie einmal innerhalb der Zeitmaschine. Dabei zeigt die Uhr unmittelbar nach dem Verlassen der Zeitmaschine eine frühere Zeit an als unmittelbar vor Beginn der Zeitreise. Dies lässt dann nur den Schluss zu, dass die Uhr (und mit ihr die Zeit) während der Zeitreise in der Zeitmaschine rückwärts laufen muss, wie wenn man einen Film rückwärts abspult.Das gleiche gilt natürlich für jeden Passagier der Zeitmaschine: Während der Zeitreise geht die Zeit rückwärts, man wird um soviele Jahre jünger, wie man zurückreist, und es ist naheliegend, dass dies in genau der entgegengesetzten Weise geschieht, wie man vor der Zeitreise älter geworden ist. Die Zeitmaschine wäre folglich gar keine echte Zeitmaschine sondern lediglich ein Apparat, mit dem man die Geschichte von Raum und Zeit rückwärts betrachtet. Nach der "Zeitreise" wird man sich nicht an die Zukunft erinnern, denn alle Erinnerungen an die Zukunft hat ja erst das ältere Ich, und diese Erinnerungen werden folglich beim "wieder-jünger-werden" gelöscht. Folglich hat die Zeitreise gar nicht stattgefunden. ;-)

© Arnold Stark   Diese Seite wurde erstellt am 9.1.1998 und zuletzt geändert am 1.3.2009